
Wem gehört der Mond?
Nun gibt es zwei dauerhaft bewohnbare Außenposten der Menschheit im All. Einen von USA, Europa und Russland und einen chinesischen. Die nächste Stufe ist ein Außenposten am Mond. Die NASA befürchtet bereits, China könne sich am Mond so verhalten wie im südchinesischen Meer.
Nicht nur an der Grenze zwischen Luftraum und Weltall kämpfen China und die USA bereits um die Vorherrschaft, sondern auch im Weltall. China muss noch viel nachholen, kommt aber erstaunlich schnell voran. China hat seit Ende 2022 eine permanente Weltraumstation, und zwei Astronauten haben Anfang 2023 ihren ersten Weltraumspaziergang durchgeführt. Entstanden ist der Wettbewerb durch eine Entscheidung der Amerikaner, die Internationale Raumstation (ISS) mitmachen zu lassen. Nun gibt es zwei dauerhaft bewohnbare Außenposten der Menschheit im All. 23 Jahre nachdem die ISS erstmals bewohnt wurde - ein Gemeinschaftsprojekt der USA, Russlands, Japans, Kanadas und der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Und nur 12 Jahre nachdem der US-amerikanische Kongress China von der ISS ausgeschlossen hat. Nun zeigt sich, Washington hat ein Eigentor geschossen. Denn die Zukunft der ISS ist nicht nur wegen des Ukraine-Krieges ungewiss. Das Raumschiff ist alt und wird 2031ausgemustert und bereits ab 2028 runtergefahren. Die NASA kann nicht mehr weiter machen. Sie bekommt nicht genug Geld. Derzeit kostet die ISS 3,1 MilliardenUS-Dollar pro Jahr. Privatfirmen sollen übernehmen und daraus ein Geschäft machen. Schon jetzt ist klar: Ohne Gewinne keine US-Raumstation.
Raumfahrt in China nicht von Gewinnmaximierung abhängig
In China hingegen bleibt die Raumfahrt staatlich und ist nicht von kurzfristiger Gewinnmaximierung abhängig. Die Kosten des chinesischen Raumfahrtprogrammes werden nicht veröffentlicht. China muss sich zudem mit niemandem abstimmen. Dafür ist Chinas Raumstation allerdings deutlich kleiner: Sie wiegt nur 66 Tonnen, die ISS hingegen 465 Tonnen. „Tiangong“ kann bis zu sechs Astronauten aufnehmen, in der Regel sollen jedoch nur drei pro Mission an Bord sein. Das ist die Mindestbesetzung für Weltraumspaziergänge. Zwei gehen raus, der dritte Astronaut assistiert von Innen. Auf der ISS sind 7 Astronauten. Bei Personalwechsel sind es kurzfristig sogar 11.
China war im Oktober 2003, also genau vor 20 Jahren nach der ehemaligen Sowjetunion und den Vereinigten Staaten das dritte Land, das einen Astronauten in die Erdumlaufbahn schickte. Der erste Weltraumspaziergang wurde im September 2008 von dem Raumschiff “Shenzhou 7“ durchgeführt. Nach nur sieben bemannten Weltallflügen. In diesen nur 20 Jahren ist China im Weltraum sehr weitgekommen: China betreibt erfolgreich ein Erkundungsfahrzeug auf dem Mars. Es hat mit der Sonde „Chang’e 5“ Gestein vom Mond geholt, und als erste Nation überhaupt ein Raumschiff auf der erdabgewandten Seite des Erdtrabanten landen lassen. Allerdings war noch kein Chinese auf dem Mond.
Wettlauf um den Weltraum
NASA Chef Bill Nelson warntbereits vor zu großer Gelassenheit gegenüber dem Wettbewerber: „Wir befinden uns in einem Wettlauf um den Weltraum“. Seine Befürchtung: Die Chinesen könnten auf dem Mond der gleiche tun wie im südchinesischen Meer: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie dann sagen, Bleibt draußen, wir sind hier. Das ist jetzt unser Territorium‘.“ Das sagt Nelson, der bis 2019 als Senator Florida in Washington vertrat, auch um doch noch mehr Geld zu bekommen.
Die nächste Stufe, die China und die USA planen, ist eine permanente Station auf dem Mond. Auch da ist die NASA auf Privatunternehmer angewiesen. Unter anderem auf Elon Musk. Im Märzwird er seine neue SpaceX in den Orbit schicken, die bislang leistungsstärkste und größte Rakete der Raumfahrtgeschichte. Daran gekoppelt ist Starship, ein wiederverwendbares Raumschiff, das bereits mehrere Testflüge absolvierte – von denen allerdings einige mit Explosionen endeten. Die NASA will die Musk-Rakete für ihr Artemis Programm mieten, bei dem es eben darum geht, wieder Astronauten zum Mond zu schicken. Geplant ist 2025 zum ersten Mal nach 50 Jahren wieder zum Mond zu fliegen. Die Landfähre soll auch von Musks SpaceX Programm kommen. Die Chinesen wollen das erst Ende des Jahrzehntes schaffen. In den 30ern wollen Amerikaner und Chinesen ihre permanenten Forschungsstationen dort errichten.
Mondrecht klar geregelt
Rechtlich gesehen sind die Befürchtungen von NASA-Chef Nelson nicht sehr wahrscheinlich. Das Mondrecht ist viel klarer und eindeutiger geregelt als das Seerecht für die von China beanspruchten Inseln im südchinesischen Meer. Dort besteht die Schwierigkeit, dass das Seerechtsabkommender Vereinten Nationen von 1982 unter anderem bisher nicht von den USA akzeptiert wird. Die Chinesen haben unterschrieben, fühlen sich aber nicht daran gebunden, weil die Amerikaner nicht dabei sind. Ein Urteil desStändigen Schiedshofes in Den Haag vom Juli 2016, in dem die Philippinen erfolgreich versuchten, die umfangreichen territorialen und maritimen Ansprüche Chinas auf rechtlichem Wege zu beschränken, bleibt deswegen folgenlos. Dabei erklärtedas Gericht die historische Argumentation Chinas für nicht mit dem Seerecht vereinbar. Es kam auch zu dem Schluss, dass keine der Erhebungen der Spratly-Inseln die Minimalbedingungen einer Insel im Sinne der Seerechtskonvention erfüllt. Damit gelte auch die 200 Meilen Zone um die Inseln nicht, die China für sich beansprucht.
Im Fall des Mondes ist das viel klarer geregelt. Die drei wichtigsten Länder der Erde haben die Vereinbarung unterschrieben. Bereits 1967 wurde der UN-Weltraumvertragverabschiedet und von 110 Ländern unterzeichnet, darunter den USA, China und Russland. Der Vertrag sagt klar, dass kein anderer Planet von einem Land besetzt werden kann und auch die Bodenschätze dort nicht von einem Erdland für reklamiert werden können. Der Mond oder Teile der Planeten können also nicht amerikanisch oder chinesisch werden. „Es gibt keine Schlupflöcher“, sagtKai-Uwe Schrogl, der Präsident des International Institute of Space Law (IISL) im holländischen Den Haag: „Wer sich nicht daran hält, bricht internationales Recht.“ Doch internationales Recht ist oft noch das Recht des Stärkeren. Insofern sollte die Weltgemeinschaft genau hinschauen, was die USA und China vorhaben.
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